Pamplona Sunday

Richard Carapaz – Sieger der Giro d´Italia 2019 im Portrait

geschrieben am: 11. Jul 2019

„Richie“ Carapaz wuchs hoch oben in den Bergen im Grenzgebiet von Ecuador zu Kolumbien auf, 3.068 Meter über dem Meeresspiegel um genau zu sein. Damit ist der 26-jährige, der sprichwörtlich höchst geborene Gewinner der großen Landesrundfahrten und überholt sogar seinen kolumbianischen Teamkollegen Nairo Quintana. Vielleicht hat die dünne Bergluft in seiner Heimat zu seinem Sieg in Italien beigetragen. Allerdings verbringt Carapaz heute die meiste Zeit des Jahres in Pamplona, im Nordwesten Spaniens.
Er ist der erste Ecuadorianer, der die Giro d‘Italia - oder überhaupt eine der drei großen Landesrundfahrten - gewann. Damit hat er für eine große Überraschung gesorgt, obwohl er im Laufe seiner Karriere schon häufig als Vorreiter galt. Er war unter anderem der erste Ecuadorianer, der bei der Vuelta a España durch‘s Ziel fuhr, der erste Ecuadorianer der 2018 bei der Giro d‘Italia einen Podiumsplatz für sich ausmachen konnte, der erste Ecuadorianer, der bei der Giro d‘Italia das Weiße Trikot für den besten Nachwuchsfahrer gewann und der erste Ecuadorianer, der bei einer der großen Landesrundfahrten ein Team anführte. Jetzt hat er zudem einen der wichtigsten Preise im Weltradsport abgeräumt.


Das war das erste Anzeichen, dass sich all die harte Arbeit lohnte, ein Schritt nach vorne, der mir bestätigte, dass ich für die Giro d‘Italia gut gerüstet war


Sein Einzug in die Oberliga des Profiradsports kam für viele überraschend, da er vor dem Rennen nicht als Favorit gehandelt wurde. „Im Oktober, nachdem ich die Vuelta a España beendet hatte, habe ich gleich damit angefangen für die Giro d‘Italia zu trainieren. Ich habe das mit meinem Team und meinem Trainer besprochen und wir beschlossen, uns in der Saison 2019 100 Prozent auf die Giro d‘Italia zu konzentrieren. Es war von Anfang an klar, dass ich dieses Jahr teilnehmen würde,“ erklärte Carapaz. Die Tatsache, dass er letztes Jahr vierter in der Gesamtwertung wurde, schienen alle vergessen zu haben, da jeder davon ausgegangen war, dass Mikel Landa das Movistar Team anführen würde. Sein Etappensieg und Gesamterfolg bei der Vuelta Asturias im Mai hätte seinen Konkurrenten die Augen öffnen müssen. „Das war das erste Anzeichen, dass sich all die harte Arbeit lohnte, ein Schritt nach vorne, der mir bestätigte, dass ich für die Giro d‘Italia gut gerüstet war,“ erklärte Carapaz.
Hinter den Kulissen fand übrigens noch eine weitere Premiere statt. Carapaz ist nämlich der erste Gewinner bei einer der großen Landesrundfahrten, der von einer Frau trainiert wurde; der Spanierin Iosune Murillo. Als Carapaz dem Amateurteam von Movistar, dem Equipo Lizarte, in Pamplona beitrat, wurde ihm Murillo zugewiesen. „Ja, ich arbeite jetzt seit vier Jahren mit Iosune zusammen,“ erklärte Carapaz. „Sie lebt nicht weit von mir in Pamplona und wir telefonieren fast jeden Tag. Wenn ich in Ecuador bin kommunizieren wir über WhatsApp oder Telegram. Wir verstehen uns gut. Wir sehen uns nicht nur die offiziellen Zahlen an, sondern führen echte Gespräche.


Als ich den Angriff startete, hatte ich zunächst das Ziel den Tagessieg einzufahren und das Trikot für ein paar Tage zu tragen. Dann haben wir allerdings die Taktik innerhalb des Teams geändert und wir haben uns gedacht: „Warum gewinnen wir nicht einfach? Ja warum nicht?


Anfangs hatte Carapaz aber nur einen geringen Vorsprung gegenüber seinen Konkurrenten, bei der Fahrt durch die Lombardei und die Dolomiten gewann er allerdings an Selbstvertrauen, konnte seinen Vorsprung weiter ausbauen, um dann letztenendes in der Arena von Verona, in der die 3.546 Kilometer lange Giro d‘Italia endete, den Sieg zu holen. Carapaz stand in der antiken römischen Arena ganz oben auf dem Podium, gefolgt von Vincenzo Nibali und Primoz Roglic. Es wäre mehr als verständlich, wenn Carapaz seine Ambitionen noch erhöhen wollen würde. Er wird allerdings nie wieder als „Unbekannter“ in ein Rennen starten.

Wir wussten von Anfang an, dass das Wetter schlecht sein würde und haben uns deshalb gut darauf vorbereitet.

Carapaz und seine sieben Movistar Teamkollegen gewannen auch den Mannschaftspreis. Dabei trugen sie während des gesamten dreiwöchigen Rennens Bekleidung von Endura, die bei zahlreichen Bergetappen nasskaltem Wetter ausgesetzt war; den schwierigsten Testbedingungen, denen FahrerInnen und Bekleidung im Rennradsport ausgesetzt sein können. Im Regen 2.000 Meter Höhe zu erklimmen, bevor man wieder bergab ins Tal fährt, um dann wieder in die Höhe zu schnellen verlangt sowohl von den Fahrern, als auch von der Ausrüstung einiges ab. Endura sponsert und entwickelt seit sechs Saisonen Rennbekleidung für das World Tour Team und versteht, worauf es für die Fahrer ankommt. Während die anderen Fahrer froren, war das Movistar Team mit den „Winter-weight“ Rennradtrikots, eines der drei Trikots, die für das Team zur Auswahl stehen, und den Pro SL Race Capes, ausgestattet. „Es hat von Anfang an stark geregnet und die Straßen waren klitschnass. Dabei war es aber warm. Auf dem Mortirolopass kam es zu einem starken Temperatursturz und bei der Auffahrt während der letzten drei Kilometer war es sehr kalt. Wir wussten von Anfang an, dass das Wetter schlecht sein würde und haben uns deshalb gut darauf vorbereitet.“ Zur guten Vorbereitung gehörte auch, dass sich Carapaz und seine Teamkollegen aus einer speziellen Lieferung vor dem Rennen Bekleidung von Endura aussuchen konnten, wie Enduras Winter Baselayers, die, als die Temperaturen auf dem 1.861 Meter hohen Mortirolopass zurückgingen, warm hielten.


Im November nehmen wir von jedem Fahrer Maß und wenn sie in der Saison Gewicht verloren haben, passen wir die Bekleidung entsprechend an...


Carapaz hat keine großen Ansprüche gestellt. Er wollte die pinken Bündchen für seine Pro SL Team Bibshorts, ein paar dazu passende Socken in Pink und speziell hergestellte Handschuhe. Das stellte die größte Herausforderung dar, da pinke Handschuhe mit dem Movistar Logo in Größe S - jedenfalls für den Moment - nicht zur Standardausstattung des Teams gehören. Vielleicht ist es jetzt aber, aufgrund der Siege von Nairo Quintana im Jahr 2014 und dem Sieg von Carapaz, an der Zeit eine neue Farbauswahl zum Movistar Team Replika Kit hinzuzufügen?

www.endurasport.com