Bicicletta da Corsa - Numero Diciotto

„Hätte er nur halb so viel Leidenschaft mitgebracht, wäre er niemals dort, wo er heute steht“, streut Felice Gimondi, langjähriger Freund und seines Zeichens Weltmeister und Sieger von drei Giro d’Italias, einer Tour de France und einer Vuelta a España – um nur seine allergrößten Erfolge zu nennen – Roso Blumen. Die beiden verbindet viel: der Jahrgang (1942), die Ver- bundenheit mit der Region rund um Bergamo, in der sie aufwuchsen, und natürlich die Liebe zum Radsport. Während Gimondi 1973 den Weltmeistertitel in Mont- juïc holen und Eddie Merckx auf Abstand halten konnte, kam Pietro Rosino Santini mit seinem kleinen Unternehmen gerade in die Gänge. Es sollte nicht sehr lange dauern, bis sich SMS – Santini Maglificio Sportivo – einen Namen gemacht hatte und nicht nur Hersteller sondern weltweit bekannte Marke im Radsport wer- den sollte. Die Leidenschaft für das Rennrad begleitet Pietro Ro- sino Santini von klein auf: „Meine erste Liebe war das Bahnradfahren. Damals strömten die Leute nur so in das Velodrome von Dalmine, das italienische National- team kam hierher zum Trainieren. Wir Kinder sind stundenlang am Zaun gehangen und haben zuge- schaut.“ Natürlich fuhr er selbst auch Rennen, maß sich mit Gianni Motta und seinem Freund Felice Gi- mondi. Er arbeitete als Fahrradmechaniker, bis ihn ein Mittelfußbruch zu mehrwöchiger Ruhe verurteilte. Da sich das aber so gar nicht mit seinem Charakter ver- einbaren ließ, fand er sich in der Näherei seiner beiden älteren Schwestern Maria und Natalina wieder. Sein Schicksal war besiegelt: 1965 gründeten die drei Ge- schwister zusammen das Unternehmen Santini Magli- ficio Sportivo und stellten gestrickte Stoffe für Sportkleidung her. Zu Beginn waren das vor allem Ski- pullover, aber es dauerte nicht sehr lange, bis man sich auf Radbekleidung spezialisierte. Zu dieser Zeit kehrt die Farbe Rosa wieder: Maria Rosa Fumagalli, die ein Praktikum bei Pietro Rosinos Schwestern absolviert hatte, fing dort zu arbeiten an. Sie kam und blieb, 1969 heiraten sie und Roso. „Er sprach mit mir über seine Arbeit, dann über Sport, Rennradfahren und Juve“, erinnert sich Maria Rosa. „Wir haben an einem Donnerstag geheiratet. Am Sonn- tag waren wir von der Hochzeitsreise retour, es waren schließlich Lieferungen zu versenden“, erzählt Pietro. Maria Rosa ergänzt: „Mir war von Anfang an klar, dass ich mit ihm auch die Firma heirate. Das hat mich aber nicht davon abgehalten, ganz im Gegenteil.“ Ab Mitte der 1970er nimmt SMS Santini rasant Fahrt auf, die hervorragende Qualität spricht sich herum und bald bestellen sämtliche Vereine der Umgebung bei Santini. Schon damals wurden Synthetikfasern wie Lycra oder Polyamid für Shorts und Trikots eingesetzt, das Unternehmen macht sich damit einen Namen. Zu Beginn der 1980er fahren die ersten Profiteams in SMS Santini: Peugeot, La Redoute-Motobécane, Raleigh, Daf. Als einer der ersten Produzenten setzt SMS Print- verfahren ein – eine Steilvorlage für Bernard Tapie, der das La Vie Claire Team in einem an Piet Mondrians „Composition“ angelehnten Design auf die Radstre- cken schickte. „Das erste italienische Profiteam, das wir ausrüsteten, war witzigerweise Santini Selle Italia 1981. Dabei waren die namensgebenden Santini gar nicht wir, sondern ein Bekleidungsunternehmen“, er- zählt Roso amüsiert. Von da an ist SMS Santini aus der Rennrad-Welt nicht mehr wegzudenken, auch weil sich das Unternehmen durch die Kombination aus (Familien)Tradition und un- bedingtem Innovationswillen immer auf der obersten Stufe der Qualitätsskala bewegt hat. „Die Zeit, in der ich mit meinem eigenen Textilunternehmen mit SMS zusammen gearbeitet habe, genügte um zu verstehen, dass sich Roso in Qualität und Professionalität in einer anderen Liga befindet“, erinnert sich Gianni Motta. Auch Gianni Bugno, Doppelweltmeister 1991 und 1992, pflichtet bei: „Rosos Bekleidung war und ist das abso- lut Beste, was man sich als Radrennfahrer wünschen kann. SMS Santini war immer schon innovativ und das hat sich mit dem Generationenwechsel und Monica und Paola nicht geändert.“ Bugno trug nicht nur beim Gatorade-Team SMS Santini: Seit Ende der 1980er Jahre tragen auch die UCI Weltmeister das Regenbogentrikot made by SMS San- tini. Sein pinkes Trikot des Gesamtführenden beim Giro d’Italia stammte 1990 allerdings noch nicht aus dem Familienbetrieb, dieser Kreis um die Familienfarbe sollte sich erst 1993 schließen. Seitdem stammt das pinke Trikot vom Unternehmen aus Bergamo, und nicht weniger als 14 Mal durfte es seither ein italieni- scher Fahrer am Ende des Giro unterschreiben. Trotz der internationalen Bekanntheit der Marke blieb man im Hause Santini immer bodenständig, den eige- nen Wurzeln und dem Amateursport verbunden. Das hat sich auch nach dem Einstieg der beiden Töchter Monica und Paola nicht verändert. „Klar unterstützen wir Profiteams, aber trotzdem wollen wir gerade Hobbyfahrern und Amateuren die Qualität und Leiden- schaft näherbringen, die unsere Produkte von anderen unterscheiden“, führt Paola aus. „Deshalb bringen wir uns seit 2012 beim GranFondo Stelvio Santini ein und sind besonders stolz, die offiziellen Trikots für die Eroica herstellen zu dürfen.“ Die Begeisterung und Leidenschaft für den Radsport zieht sich bei den Santinis wie ein rosaroter Faden durch die Geschichte. Dafür, dass an dieser noch er- folgreich längere Zeit weiter genäht wird, dürfte ge- sorgt sein. www.santinisms.it pagina #21 www.biciclettadacorsa.de

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzk0ODY=