Bicicletta da Corsa - Venticinque
pagina #17 zeichnen. Schon kann man die Silhouette seines Gipfels erkennen, der sich scheinbar über den Vorgipfel beugt… By the way, welche Schuhe hast Du eingepackt? Es steht nämlich die Durchquerung des Allt Coi- regrogain an – auf Zehenspitzen natürlich – bevor wir uns an die Abfahrt über die Zufahrtsstraßen und -wege des Sloy/Awe Hydro-Electric Schemes machen können. Dieser gewaltige Staudamm befindet sich zwischen Loch Sloy und Inveruglas amWestufer des Loch Lomond. Allzu viele Selfies sind hier aber nicht drin, schließlich müssen wir eine Fähre erwischen und Loch Lomond über- queren, wenn wir etwas zu Mittag essen wollen! Überhaupt: Gravel in Schottland ist Wasserkraftgetrieben! Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann man in Schottland, Wasserkraft in großem Maßstab zur Energiegewinnung zu nutzen. Heute ist sie eine der grundlegenden Säulen der schottischen Strategie zumAusbau erneuerbarer Energieformen: Schottland besitzt die höchsten Berge und größten Binnenseen des Vereinigten Königreichs. Zusammen mit den großen Niederschlagsmengen bietet sich die Produktion von Energie aus Wasserkraft daher direkt an. 85% der Wasserkraftenergie Großbritanniens werden in Schottland erzeugt, wobei ein Großteil der entsprechenden Infrastruktur bereits in den 1950er Jahren entstand und vom North of Scotland Hydro Electric Board entwickelt wurde. Die „Power aus den Glens“ brachte günstigen elektrischen Strom in die schottischen Haushalte – undmachte ihn nachhaltig verfügbar, besonders für abgelegene Gegenden. Heute stammen rund 12% der ge- samten schottischen Energie aus Wasserkraft. Ein – sofern es Radfahrer betrifft – glücklicher Nebeneffekt dieser Entwicklung sind aberhunderte Kilometer an Zufahrtswegen und -straßen zu den Kraftwerken und Staudämmen, die wiederum ein riesiges Netz an Graveltracks erschließen: Schnell Radfahren an abgelegenen Orten und auf praktisch unbefahrenenWegen…Die Realität kann wundervoll sein! Obgleich es natürlich durch- aus Diskussionen darüber gibt, ob die hohen Regierungsförderungen für erneuerbare Energie nicht mancherorts auch zu massiven Umweltschäden durch überdimensionierte Staudammpro- jekte und sorglos die Landschaft durchschneidende Wege geführt haben. Aber das ist eine andere Geschichte… Etappe 3 – Von Inversnaid nach Balmaha Das Baguette zur Stärkung war dringend notwendig, nur stellt sich jetzt die Frage: Werde ich mit vollemBauch weiterradeln können? Glücklicherweise liegt der anstrengendste Teil des Tages hin- ter uns, nun nach demMittagessen sollte es gemütlicher werden: Loch Lomond und der Trossach Nationalpark warten auf uns, wir begeben uns ins Revier des Duke’s Weekender Gravel Festivals. Stu Thomson und Rob Friel gründetenmit demDuke’sWeekender ein aus fünf Stages bestehendes, 63 Kilometer langes Gravel- und Endurorennen. Den Namen bekam das Race aber von seinem Prolog über den ikonischen Duke‘s Pass. Dieser Pass ist einer der populärsten in ganz Schottland. Das Event bietet die einmaligeMöglichkeit, sichmit gleichgesinnten Radfahrern auf diesen Gebirgs- sattel zu quälen, während er diesen einen Abend im Jahr für den normalen Verkehr gesperrt ist. So viele Eindrücke, so viel, worüber geredet werden muss! Das Ende dieser dritten Tagesetappe führt uns nach Balmaha, wo uns Abendessen und die Bar erwarten, und Stu und Rob uns aus- führlich darüber aufklären, wieviel sie und ihr Event der fortschrittlich denkenden Regierung Schottlands und deren liberalen Ansatz bezüglich Outdoor-Aktivitäten zu verdanken haben. Schottlands „Outdoor Access Code“, imAllgemeinen als das „Right to Roam“ bezeichnet, gibt jedem Bürger gesetzlichen Zugang zu beinahe sämtlichem Land und den inländischen Gewässern. Das alles basierend auf einemVerantwortlichkeitsprinzip: Zugang habennur jeneBürger undBürgerinnen, die sich verantwortlich dahingehend verhalten, dass sie Eigentumsrechte, Sicherheit und Lebewesen sowie Schottlands Umwelt respektieren. Genauso müssen Landwirte und Grundbesitzer dahinge- hend verantwortlich handeln, als dass sie Land und Gewässer der Bevölkerung zugänglichmachen. Kurz gesagt: Schalte Dein Hirn ein und sei kein Arsch! Ziemlich cool, diese Schotten!
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