Bicicletta da Corsa - Ventisei
pagina #25 www.biciclettadacorsa.de Und so beginnt für mich mein vorerst letzter Ri tt durch die iranischen Berge. Begleitet von meiner Gas tf amilie, die im Auto neben mir herfährt und die mich durchs o ff ene Fenster anfeuern, schraube ich mich im Schneckentempo den Gip feln entgegen. Heute ist ganz klar nicht mein Tag. Das GPS zeigt mir eine popelige Geschwindigkeit von gerade mal 9 Kilometern pro Stunde an. Und ich keuche wie noch nie. Schneller wird es erst, als urplötzlich hinter einer Kurve ein Rudel wilde Hunde auf mich zuschießt. Mit Maximalkra ft trete ich in die Pedale. Ich fl uche, schimpfe und keuche so laut, dass sich meine S ti mme überschlägt. „Verdammte Axt!“ „Keine Angst, die sind nur hungrig“, ru ft mir meine Be gleiterin Armina aus dem neben mir fahrenden und sicheren Auto zu, während ich versuche, meinen Puls wieder in den Gri ff zu bekommen. „Wenn ́s weiter nichts ist“, fl uche ich ihr kopfschü tt elnd entgegen. Kurz vor meiner Ankun ft auf dem 3.000 Meter hohen Gipfel begegne ich erneut einem Hunderudel. Doch viel interes santer als europäische Radfahrerbeine, scheinen für die Straßenhunde Zuneigung und Streicheleinheiten zu sein. Wie Katzen schmiegen sich die vernachlässigten Tiere an mein Rad und lassen sich sogar tätscheln. Zusammen mit den Hunden und meinen bunten Radfahrerklamo tt en geben wir ein ziemlich lächerliches Bild in der von Braun und Grau tönen dominierten Gebirgslandscha ft ab. Und dann wird es noch seltsamer: Plötzlich hält neben uns ein weiteres Auto. Die Türen ö ff nen sich und eine iranische Familie steigt aus. Unbeeindruckt von meinem clownesken Aufzug, dem voll besetzten „Beglei tf ahrzeug“ oder den sich inzwischen in völ liger Entspannung jaulenden Hunden, grüßen sie freundlich und laufen, bepackt mit großen Bastkörben, an uns vorbei. An einem nahegelegenen Gebirgsbach, unweit unseres Parkplatzes, breiten sie eine Decke aus, setzen sich und ö ff nen ihre Körbe. Ein Brot kommt zum Vorschein, gefolgt von Kebab, Reis, Salat und Obst. In der Mi tt agssonne beginnen sie, auf fast 4.000 Metern über dem Meeresspiegel, ver gnügt mit ihrem fürstlichen Picknick. Wie könnte es auch an ders sein.
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